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Studierende mischen den Markt für Trendgetränke auf.

Eines Tages stand sie in meiner Vorlesung vor mir – die weiße Dose mit dem grünen Papagei. Und dahinter: Das breite Grinsen einer meiner Studenten. Das Produkt, das aus einer Studentenlaune heraus entstanden ist, entwickelt sich inzwischen zum kleinen Überflieger. acáo hat mir nicht nur ausgesprochen gut geschmeckt (was bisher weder „Bullen“ noch „Monster“ schafften), es war allem voran ein Genuss, in meinen Vorlesungspausen den ebenso begeisterten wie klugen Gedanken und Ideen meiner Studierenden zu lauschen, die in ihrer Freizeit am Marketing des Drinks mitarbeiten. Sie organisierten mir schließlich auch das Interview mit den vier Erfindern aus Wiesbaden. Lasst euch die Kostprobe studentischer Marketingmotivation gut schmecken!

Wie seid ihr auf euren Drink acáo gekommen?

Wir sind vier Studenten aus Wiesbaden. Der Lernstress ist unser täglich’ Brot. In der Uni haben wir festgestellt, dass es kein Getränk gab, das in die Situation gepasst hat. Kaffee belebt zwar, aber erfrischt nicht. Limonade hingegen erfrischt, hilft aber nicht gegen Müdigkeit, und Energy-Drinks sind zuckersüß und enthalten unnötige Zusatzstoffe.

Also wollten einen Drink entwickeln, der die Vorteile der einzelnen Getränke vereint: den belebenden Effekt, die Erfrischung, keine ungesunden Zusatzstoffe – ganz nach dem Motto: Was Mist ist, kommt uns nicht in die Dose.

Dafür haben wir uns alle Säfte, die man finden kann gekauft und zuhause einfach mal darauf losgemischt. Zwischendrin experimentierten wir sogar mit Pfeffer, Chilli und allem anderen Ungewöhnlichen. Letztendlich einigten wir uns auf Zitrone, Sanddorn, Agave, Quitte und Guarana für die Belebung. Gemeinsam mit unserem Produktenwickler Arotop haben wir dem Getränk dann den letzten Schliff gegeben.

Nicht nur die Rezeptur ist selbstgemacht, sondern das gesamte Produkt. Das Dosendesign geht auf die Kappe von unserem Architekten Chris. Der Vogel, ein Macao-Papagei, wurde zu unserem Symbol. Er ist ein intelligentes, freundliches Tier und versteht zum Beispiel Ansätze von Physik oder kann Autos knacken, wenn er an Nüsse herankommen will. Vom Macao-Papagei ist auch unser Name abgeleitet: acáo.

Was habt ihr gemacht als der Drink fertig war?

Als erstes mussten wir uns jemanden suchen, der unser Getränk herstellt und abfüllt. Das war eine wirklich schwierige Aufgabe, denn normale Abfüllmengen belaufen sich auf ein paar Millionen Dosen pro Auftrag. Wir hatten aber das bescheidene Ziel von 25 000 Dosen. So haben wir um unseren Abfüller gepitcht und zum Glück auch gewonnen.

Danach ging es darum, unserer Dose ein Gesicht zu geben. An professionelles Bedrucken war noch gar nicht zu denken, deshalb etikettierten wir alle Dosen von Hand. Die Etikettiermaschine steht nach wie vor bei uns zuhause. Mittlerweile jedoch umfasst eine Lieferung 180 000 Dosen. Das könnten wir nicht mehr selbst kleben. Die Dose wird jetzt bedruckt.

Als nächstes ging es darum, sie in aller Munde zu bekommen – in jeder Hinsicht. Auch das haben wir natürlich selbst in die Hand genommen und sind durch Wiesbaden gezogen, um unseren Drink vorzustellen. Zuerst dachten wir: Jetzt geht’s los mit Türklinkenputzen. Aber unser Produkt wurde sofort und gerne angenommen. Das bestätigt uns: Wenn man wirklich hohe Qualität mit gutem Geschmack abliefert, sind die Menschen aufgeschlossen für Neues. Das erste Restaurant, das unsere Kreation aufgenommen hatte, war das Lumen in Wiesbaden, mit denen wir seither intensiv und gerne zusammenarbeiten.

Was ist eure Markenstrategie?

Wir möchten eine echte und ehrliche Alternative darstellen zu bereits existierenden, belebenden Getränken, und vor allem die Zielgruppe bedienen, die nichts von herkömmlichen Energy-Drinks hält. Weiterhin wollen wir den Gesundheitstrend der Gesellschaft aufgreifen und den Menschen hier eine Abwechslung bieten. Aus dem Grund wurden wir auch in Bioläden gut angenommen und haben uns in besonderen Locations, wie zum Beispiel bei Feinkost Trüffel in Wiesbaden, positioniert. Weitere Zielmärkte sind die gehobene Hotellerie, Büros, Agenturen und ausgefallene Restaurants.

Darüber hinaus war es uns wichtig aufzuzeigen, dass Bio auch sexy sein kann. Leider haben Bioprodukte oft ein etwas angestaubtes Image. Bio kann Lifestyle verkörpern. Das zeigen wir mit unserer Rezeptur und mit unserem Dosendesign.

Wie organisiert ihr euch?

Wir kommen alle aus verschiedenen Bereichen. Florenz studiert BWL und Philosophie. Chris ist Bauingenieur. Christopher studiert Architektur und ich (Michael) bin auf dem Weg zum Juristen. Anhand der Studiengänge kann man gleich sehen, warum wir uns für ein Getränk entschieden haben, denn davon versteht keiner von uns was (lacht). Also für alle fair.

In einigen anderen Bereichen haben wir viel Support von Freunden und anderen Studenten erhalten, für den wir sehr dankbar sind. Mittlerweile sind wir ein Team aus 10 Leuten, die Tag und Nacht an unserer Bekanntheit und Distribution arbeiten. Wir haben die Intention, weiterhin alles selbst zu machen. Natürlich holen wir uns auch Ratschläge von Profis, jedoch wollen wir uns und dem Drink die Chance geben, gemeinsam zu wachsen.

Teilweise steckt ihr ja noch mitten im Studium. Wie geht es denn jetzt weiter? Studium beenden oder gleich reich werden mit acáo?

Wir sind der Meinung, dass sich beides nicht zwangsläufig ausschließt. Natürlich wollen wir unsere Studiengänge abschließen UND acáo zu unserem „Beruf“ machen. Im Moment mache ich zum Beispiel eine Pause und kümmere mich hauptsächlich um acáo. Jedoch wird das nicht so bleiben. Wir werden auf jeden Fall fertig studieren, denn wir können das Gelernte hervorragend auf unsere Firma und unser Geschäft anwenden. Die anderen, die zu uns ins Team gekommen sind, studieren derzeit Marketing. Da wir mittlerweile 10 Leute sind können wir die Aufgaben gut einteilen und jeder kann parallel seiner Ausbildung nachgehen.

Es ist aber auf jeden Fall ein Traum von uns, dass acáo mal ganz groß wird – und wir glauben auch fest dran. Unserer Ansicht nach haben wir hier ins Schwarze getroffen und eine Marktlücke geschlossen. Vorrangiges Ziel ist nun, Bekanntheit auszubauen, denn der Geschmack arbeitet für sich selbst.

Was sind eure nächsten Schritte?

Wir sind sehr zufrieden, wie das Produkt in Wiesbaden – unserer Heimatstadt und der von acáo – angenommen wurde. Daraufhin haben wir Mainz und Frankfurt erobert. Die Bekanntmachung erfolgte zunächst lokal. Nun sind wir dabei, immer weiter in Deutschland vorzudringen.

Im Oktober steht vor allem die Ausbreitung in der Kultur- und Hauptstadt Berlin an. Vier aus unserem Team sind für 10 Tage rübergefahren und haben acáo verkauft. Auch hier haben wir tolles Feedback erfahren. Darüber hinaus gibt es „uns“ bereits in NRW und im Süden Deutschlands.

Desweitern versuchen wir in einigen anderen Städten künftig Studenten in Universitäten zu versorgen, die vielleicht das gleiche Problem haben wie wir damals: kein passendes Getränk zum Lernen. Weiterhin stehen im Fokus: Banken, Hotels, Büros und Agenturen, denn auch dort können die Menschen in ihrem stressigen Alltag eine Belebung gebrauchen.

Was habt ihr aus all dem bis jetzt für euch persönlich mitgenommen?

Florens Knorr: „Im Gegensatz zum Studium ist es erfrischend, abseits der Theorie an etwas Praktischem zu arbeiten. Dass das Design und der Geschmack von acáo den Menschen so gut gefallen, beflügelt nochmal mehr. Deshalb – auch wenn die Getränkebranche echt hart ist – könnte ich nicht optimistischer sein.“

Christopher Jörg: „Die Entwicklung von acáo hat uns sehr viel Disziplin, Durchhaltevermögen und Kreativität abverlangt. Wir mussten alle zuerst lernen, eigene Ideen kritisch zu beurteilen und gegebenenfalls zu verwerfen, was nicht einfach war. Doch die zunehmende Begeisterung für acáo zu sehen, lässt uns die harten Stunden fast vergessen!“

Christopher Reimann: „Jeden Tag darf ich mir sagen: Es ist ein absolutes Privileg, acáo mitentwickelt zu haben und es macht mich immer wieder glücklich, Leute auf gesunde und clevere Weise natürlich zu beleben und zu erfrischen!“

Michael Noven: „Sein eigenes Produkt im Laden zu sehen und die ersten Nachbestellungen in den Händen zu halten, das trägt mich durch die Nachtschichten. Dazu lernt man eine Menge über sich selbst und viele interessante Menschen kennen. Es war genau die richtige Entscheidung und ich freue mich sehr auf die ungewisse Zukunft und die Herausforderungen, die noch kommen.“

Ich danke für das Interview und wünsche euch palettenweise Erfolg mit acáo!

Für die Leser, die auf den Geschmack gekommen sind… Bei Facebook gibt es mehr von den jungen Markenmachern. Und das Fernsehen hat acáo auch schon entdeckt. Hier war der erfrischende Beitrag über die Geschichte hinter dem Drink (leider nicht mehr erreichbar).